EYC VOM KAPBUSCH

15. Juli 2000 - 27. Juni 2005

Deutscher Schäferhund

Rüde

Ausbildungskennzeichen: BH

vollst. korr. Scherengebiss
Hüften leichte HD
*kastriert*

Eyc


"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist."

Eycs Geschichte ist sehr traurig. Sein Tod liegt nun schon einige Jahre zurück, doch ich denke noch immer oft an ihn und daher habe ich mich entschieden, ihm seine eigene Seite zu widmen.

Eyc kam im Alter von acht Wochen zu uns. Nachdem meine Mutter über Ombré zum Schutzhundesport gekommen war, kam es, wie es kommen musste: Mein Vater wollte auch. Ich sowieso, aber ich musste mich erstmal hinten anstellen. Diesmal sollte es natürlich eine Rasse sein, bei der eine recht hohe Wahrscheinlichkeit bestand, dass sich der Hund für den Schutzhundsport eignet, da Ombré ja eher ein Glückstreffer war. Und so suchten wir für meinen Papa einen "richtigen" Hund. Ein Deutscher Schäferhund sollte es werden, aus reiner Arbeitslinie. Ein Hund mit "Herz". Oder anders gesagt: Ein Hund, der nicht in der Lage war, seinen übersteigerten Trieb in irgendeiner Weise zu kontrollieren und damit eine Gefahr wurde, was wir später bitter lernen mussten.

Eyc kam in sportlicher Hinsicht aus vielversprechenden Linien und wir freuten uns auf diesen kleinen frechen Wirbelwind, der unser Rudel erweitern sollte. Er wurde geliebt, erzogen, bespaßt, ausgebildet... Er wuchs auf, wie auch Ombré und später alle unsere anderen Hunde aufgewachsen sind. Er lernte alles kennen. Er besuchte die Welpenschule, die Junghundegruppe, hatte immer Kontakt zu Menschen und Hunden. Und trotzdem war er anders. Zuhause, zu seiner Familie, war er das liebste Tier. Obwohl er durch und durch Papas Hund war, liebte ich ihn abgöttisch bis zum Schluss. Er kam schmusen, kroch fast in uns hinein. Das machte alles noch viel schlimmer irgendwie...

papa_eyc_6wochen     papa_eyc_5monate
Eyc mit 6 Wochen und ca. 5 Monaten in der Welpenschule mit meinem Vater
 
Doch für seine Geschichte spielt auch der Einzug von Indi eine große Rolle. Ich erwähnte es schon: Ich wollte auch unbedingt einen eigenen Hund haben, aber für meine Eltern waren drei Hunde das Maximum. Als dann jedoch unser Jack Russell Terrier Dino von uns ging, sollte es für mich soweit sein. Indira zog 2001 im Alter von acht Wochen zu uns. Ihre erste Begegnung mit unseren Hunden werde ich nie vergessen: Zuerst sollte sie den netten Ombré kennenlernen. Als wir ihn jedoch zu ihr in den Garten ließen, schrie sie wie am Spieß und nahm Reißaus. So etwas fieses Weißes hatte sie ja noch nie gesehen. Als wir dann jedoch den etwas rüpeligen Eyc zu ihr brachten, schloss sie sich ihm sofort an und nahm ihn als großen Bruder in Beschlag. Die beiden waren von da an ein Herz und eine Seele. Eyc ließ alles mit sich machen und erlaubte ihr Dinge, die sich kein anderer herausnehmen durfte.

 

eyc_indi
Eyc und Indi
 
Doch mit Indi kam es langsam zu Problemen zwischen den beiden Rüden. Ombré war der Ältere und obwohl er es nicht auf Streit anlegte, wollte er sich Eyc auch nicht unterordnen. Als der jedoch älter wurde, forderte er Ombré immer häufiger heraus. Beim Spazierengehen spielten sie miteinander, gerieten aber auch oft in Raufereien, welche an Häufigkeit und Heftigkeit stetig zunahmen. Indi war dabei natürlich keine große Hilfe. Wenn sie konnte, heizte sie die Situation noch weiter an. Irgendwann eskalierte so ein Kampf und wurde blutiger Ernst. Mein Bruder, eine Freundin und ich waren mit den Hunden unterwegs, als es passierte. Obwohl ich Indi wegfangen konnte, ließen die Rüden nicht von einander ab, bis mein Bruder und ich sie (nicht ganz ungefährlicher Weise) trennten. Die traurige Bilanz waren ein Loch im Kopf, eine aufgerissene Brust und ein halb abgerissenes Ohr bei Ombré, so dass er in einer Not-OP zusammengeflickt wurde. Eyc hatte praktisch nichts. Und er hätte von sich aus nicht aufgehört, das war reines Beschädigungsbeißen. Ab diesem Tag mussten wir beide Hunde permanent trennen. War eine Tür versehentlich offen, stürzte sich Eyc sofort auf den Weißen. Jedes Klingeln, jede Kleinigkeit, sorgte für Stress. Es war keine schöne Situation, aber wir lebten damit. Zumal wir in dieser Hinsicht mit Sicherheit selbst viele Fehler gemacht und anfänglichen Eifersüchteleien zu wenig Bedeutung beigemessen haben. Aber dass Eyc wirklich versuchte, Ombré zu töten, hatte keiner vorausgesehen.

indi_eyc_ombreIndira, Eyc & Ombré (Frühjahr 2003)
 
Das Problem war nur, dass es auch in jeglicher anderer Hinsicht unerträglich wurde, mit Eyc zusammenzuleben. Die Arbeit auf dem Hundeplatz musste mit ihm irgendwann komplett eingestellt werden. Eyc trennte nicht. Egal ob Spielzeug, Schutzarm oder Apportel, was er hatte, hatte er. Und wir haben wirklich viel versucht. Mit verschiedenen Ausbildern, verschiedene Möglichkeiten. Alles, was man mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, aber darüber hinaus wollten wir nicht gehen. Und es funktionierte nicht. Eyc steigerte sich so sehr in seinen Trieb, dass er nichts mehr mitbekam. Sowohl mein Vater als auch der Ausbilder zogen sich zahlreiche Bissverletzungen zu. So machte es keinen Sinn und erst recht keinen Spaß. Also kein VPG mehr für Eyc. Aber auch außerhalb des Platzes wurde es immer schlimmer. Ball- oder Stöckchenspiel ging gar nicht, wenn Eyc dabei war. Kontakt mit fremden Hunden war unmöglich, obwohl er das alles kennengelernt hatte. Fremde Menschen gingen nur begrenzt. Wir konnten es an seinem Blick sehen, wann es okay war, andere eben nicht. Bei Besuch mussten wir ihn wegsperren, weil er sich leicht provoziert fühlte. Ein Blick reichte da schon aus.

All das war schrecklich, aber wie gesagt: Wir lebten damit. Es war ja nicht so, dass Eyc "von Grund auf böse" war. Er konnte so schmusebedüftig und lieb sein, aber er hatte sich selbst einfach nicht unter Kontrolle. Sobald er in extreme Trieblagen geriet, hatte man das Gefühl, er habe einen völligen Blackout. Und er geriet schnell in extreme Trieblagen. Angeleint an einer Wiese mit Gänsen vorbei zu gehen reichte schon aus.

Es ging einfach nicht mehr, als er anfing, gegen seine eigene Familie zu gehen. Als er meine Mutter zu Boden gerissen hat und (zum Glück mit Maulkorb) immer wieder in ihren Nacken geschlagen hat. Eyc starb 2005 noch vor seinem fünften Geburtstag.

Irgendwann kann man einfach nicht mehr, auch wenn es einem noch so schwer fällt. Ich vermisse Eyc bis heute, denn trotz allem habe ich ihn geliebt. Wir haben ihn als Baby auf dem Arm gehalten und unsere Liebe und Zeit in ihn investiert. Man fragt sich noch immer, was man falsch gemacht hat. Oder was man anders hätte tun können. Bei allem, was ich neu dazu lerne, frage ich mich, ob es damals etwas hätte ändern können.

papa_eycPapa und Eyc
 
Diese Geschichte aufzuschreiben war schwierig, es geht mir immer noch sehr nahe. Ich kann noch heute nur schwer über Eyc sprechen, was sicher an seinem Verlust liegt, aber auch an der Frage, wer die Schuld an all dem trägt. Ich frage mich heute, wie wichtig der Sport sein kann, wenn man es in Kauf nimmt, dafür so gestörte Lebewesen wie ihn zu produzieren, die sich selbst vergessen, weil ihr Trieb sie einfach übersteigt. Er ist da ja leider kein Einzelfall... Ich habe viel von Eyc gelernt. Und diese Geschichte hat mich nachhaltig in meinem Verhältnis zu Hunden und zum Hundesport geprägt. Ich danke ihm für all die schönen Momente, die wir verbringen durften. Für den Rest konnte er nichts.