Die Sache mit dem Merle…

Ich muss es mir jetzt auch einfach mal von der Seele schreiben: Zur Zeit kommt man ja leider kaum um die unsägliche Merle-Diskussion herum. Mit Inkrafttreten des neuen Tierschutzgesetzes zum Jahresbeginn steht (plötzlich) die Frage im Raum, ob es sich bei Merles generell um Qualzuchten handelt und man diese nicht einfach mal so ganz verbieten sollte... Direkt vorab: NEIN! Auch wenn Peta, gewisse Hunde-Trainer und Hundezubehör-Marken aktuell extrem gegen Merle wettern. Sie seien alle krank, behindert und können nicht mal schwimmen, die Armen... Manche haben halt viel Meinung und wenig Ahnung.

Ganz vereinfacht erklärt: Ja es handelt sich beim Merle-Gen um einen Gen-Defekt, der die Grundfarbe (stellenweise) aufhellt. Das hat für den Hund aber zunächst einmal keinerlei negative Beeinträchtigungen. Problematisch wird es bei den sogenannten "Double-Merles", also wenn zwei (phänotypische) Merles miteinander verpaart werden und dabei Nachkommen mit zwei Kopien des Merle-Gens herauskommen. Diese haben dann oft übermäßiges Weiß und Sinnesbeeinträchtigungen. Daher sind diese Verpaarungen schon seit Jahren!!! im deutschen Tierschutzgesetz verboten. Seriöse Züchter verpaaren Merles daher NUR mit einfarbigen Hunden. Dies ist auch beispielsweise in der Zuchtordnung des CASD  ganz klar vorgeschrieben. Viele Vermehrer haben allerdings keine Ahnung oder es ist ihnen schlicht weg egal, daher kommen dann diese "Double-Merles".

Da es aber nicht nur die Allele "M - Merle" und "m - Kein-Merle" gibt, sondern auch noch Mc, Mc+, Ma, Ma+ und Mh, ist die ganze Sache insgesamt noch ein wenig komplizierter. Es gibt sehr gute Erklärungen zu dem Thema und da ich keine Biologin bin, möchte ich hier nicht selbst nochmal alles niederschreiben, wäre bestimmt fachlich nicht ganz einwandfrei 😉 Hier ist allerdings ein wirklich guter und verständlicher Artikel, den es sich zu lesen lohnt: http://mockingjay-shelties.de/wissenswertes/ist-merle-eine-qualzucht/?fbclid=IwAR2G_M5ao5HXDDY2OvNNMzAAB-LUjAaE3D4g5y1t-a0BGu-DyfsN0hxweuQ 

Ich kann auch den Artikel und die Webinare von Laura Längsfeld zu dem Thema jedem Züchter und Interessierten nur empfehlen!

Fakt ist, dass man mittlerweile auf Merle (und auch die "Art" der Merle-Allele) testen und somit jegliche möglichen Risiken umgehen kann. Es macht daher Sinn, durchaus alle Zuchthunde auf dieses Gen (M-Lokus) zu testen. Das kann man z.B. bei Eurovetgen oder Tilia, dort wird auch die "Art" des Merle-Gens genau bestimmt.

Das haben wir dann auch direkt mal in Angriff genommen und alle vier Hunde testen lassen. Ich war vom Ergebnis doch etwas überrascht:

Drover ist (theoretisch bzw. genetisch) sogar ein "Double-Merle". Er trägt die Allele Mc (Cryptic Merle) und M (klassisches Merle). Da sich Mc jedoch genauso verhält wie "m - nicht Merle" und keine Aufhellung der Grundfarbe zur Folge hat, hat er keinerlei Beeinträchtigungen. Er war (bzw. ist mit seinen 11 Jahren!) sogar sehr erfolgreich im Hundesport UND kann sogar schwimmen (siehe Beweisfoto oben) 😉

  

Ty ist mit Mc und m (kein Merle) ein Cryptic Merle, was mich ebenfalls überrascht hat. Aber da sich Cryptic Merle wie eben geschrieben wie "nicht Merle" verhält, ist das auch gar kein Problem. Er hatte ja auch Welpen mit einer Merle farbenen Hündin und alle Welpen aus diesem Wurf sind gesund und haben keine übermäßige Weißzeichnung.

 

Quinn und Stella sind ganz langweilig auch genetisch keine Merles (m/m).

   

In seriöser Zucht hatten wir bisher keine Probleme mit dem Merle-Gen. Das Instrument des Gen-Tests gibt uns nun noch zusätzliche Sicherheit, keine "unerkannten" Merles in die Zucht zu nehmen. Daher sollte man Merles UNBEDINGT weiter in der Zucht lassen. Dabei spreche ich mich entschieden gegen das Einkreuzen in alle möglichen Rassen aus, wie generell gegen jegliches Gedoodle und Designer-Dogs! Aber bei Rassen, in denen das Gen schon immer vorkommt (z.B. Aussie, Collie, Sheltie, Border Collie usw.) und in denen man weiß, womit man es zu tun hat, wäre es fatal, die Merles auszuschließen.  Beim Aussie würde uns mit einem Schlag an die 50 % der Zuchtpopulation verloren gehen. Diese extreme Verringerung des Gen-Pools würde viel schlimmere Folgen mit sich bringen was Erbkrankheiten usw. betrifft.

Und was würde außerdem geschehen? Der VDH/CASD müsste Merle aus seinen Zuchtordnungen nehmen und so würde Merle in seriöser Zucht aussterben. Dem Vermehrer war aber ja schon das alte Tierschutzgesetz und Double-Merle-Verbot egal, warum sollte sich das in Zukunft ändern? Vor allem, wenn er dann als einziger die Nachfrage nach Merle bedienen kann? So würde also unseriöse Vermehrung noch gefördert werden, der seriöse und gewissenhafte Züchter würde bestraft...

Also sollten wir alle versuchen aufzuklären, wo es nur geht. Lasst eure Hunde testen und nehmt doch auch bitte an der aktuellen Studie zum Merle-Gen teil: https://umfrage.hu-berlin.de/index.php/188266?lang=de&fbclid=IwAR1nmgKTA-di1KbfjM8DTtSiB6IY3nNiJdtuX0Ptl-ssqiHcztpJeiISgRo